Montag, 25. März 2013

Alter Wein in neuen Schläuchen...

Die WAZ Mediengruppe nennt sich seit kurzem Funke Mediengruppe. Man könnte meinen, da gibt es den alten Wein in neuen Schläuchen. So ist es aber nicht! Der Wein hat massiv an Qualität eingebüßt. 
Vor der ersten Sparrunde 2009 beschäftigte der Platzhirsch WAZ in den Redaktionen der Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ), der Westfälische Rundschau (WR), der Westfalenpost (WP) und der Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung (NRZ) über 900 RedakteurInnen. Nachher waren es rund 300 weniger. Hauptleidtragender hierbei war das einstige Aushängeschild der WAZ Mediengruppe: Die Quantität und Qualität der Lokalberichterstattung.
Als im Januar dann die Geschäftsführung der WAZ verkündete, dass die Westfälische Rundschau ab Februar ohne eigene Redaktion erscheinen würde, war allen BeobachterInnen klar, dass das nicht das Ende des Kahlschlags ist. Zu den rund 250 festen und freien JournalistInnen der Westfälischen Rundschau, die seit Februar ohne Beschäftigung sind, würden sich in naher Zukunft weitere JournalistInnen des Konzerns gesellen. 
© rundschau-retten.de


In der vergangenen Woche wurde nun bekannt, dass die "WAZ-Axt" den Kahlschlag fortführt. „Wir möchten Sie darüber informieren, dass wir uns gezwungen sehen, im Redaktions- und Verwaltungsbereich rund 200 Stellenstreichungen in NRW vorzunehmen“ verkündete die Geschäftsführung in einem Schreiben an die MitarbeiterInnen. 
Betroffen von der Kürzungsorgie sind unter anderem der Content Desk, der die journalistische Einfalt für die Titel WAZ, WR und NRZ produziert. Laut Medienberichten sollen hier von den derzeit 90 JournalistInnen 21 ihren Platz räumen. Dass die lokale Verankerung keine Rolle mehr spielt, ist BeobachterInnen des Konzerns lange bekannt. Wie die KollegInnen von Newsroom berichten, sollen nach der neuen Sparrunde nur noch rund 400, und damit 500 weniger, JournalistInnen als 2009 bei den genannten WAZ-Titeln arbeiten. 

Wer nach dem Aus der WR Redaktionen einen weiteren Beleg für das Ende der Medienvielfalt benötigt, wird im nördlichen Ruhrgebiet fündig. Das Aus der Vest-Redaktion ist bei der WAZ beschlossene Sache. Bereits seit 2006 gibt es in großen Teilen des Kreises Recklinghausen keinen WAZ-Lokalteil mehr. Den LeserInnen der Zeitung wird dort eine kreisweite Tageszeitung geliefert. Aber auch die wird es bald so nicht mehr geben. Zukünftig werden die dortigen LeserInnen der WAZ in ihren Lokalausgaben die Inhalte des Medienhaus-Bauer finden. Die Vest-Redaktion ist dann überflüssig.
Aber auch bei WAZ NewMedia/WAZ Fotopool werden weitere Stellen gestrichen. Vor einigen Tagen wurden die von der Westfälischen Rundschau zum Fotopool ausgelagerten vier Fotografen aus Südwestfalen auf unbestimmte Zeit freigestellt. Sie haben noch bis zum 31.12.2014 eine Beschäftigungsgarantie und können somit nicht einfach heraus geworfen werden. Aus der Konzernzentrale wird unter der Hand berichtet, das etwa 50 Prozent der Fotografenstellen im Fotopool wegfallen könnten. 
Wer ist wohl als nächstes dran? Gerüchte machen die Runde. So wird in Essen kolportiert, dass die NRZ als nächstes dran sein könnte. Eins scheint sicher: Nach Informationen des NDR-Medienmagazins „Zapp“ soll der NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers nur noch formal amtieren und sein Vertrag zum Jahresende auslaufen. 
Auch immer neue Gerüchte aus den Verlagshäusern in Lüdenscheid und Essen machen derzeit die Runde. In der Regel gut informierte Kreise berichten davon, dass die Westfälische Rundschau im Märkischen Kreis eventuell in Kürze ganz eingestellt werden könnte. Das würde auch erklären warum man im Märkischen Verlag nicht wirklich in den neuen Kunden WR investierte. Auf den Seiten des Märkischen Verlages wird einfach das WR-Logo eingefügt und die Autorennamen gelöscht. Fertig ist die neue Lokalausgabe der WR. Nicht einmal die Spaltenzahl passt man der Rundschau an. Wie lange die LeserInnen der WR im Märkischen Kreis dieses Plagiat noch erhalten, ist nicht klar. In einem sind sich die unterschiedlichen Quellen aber einig, noch in diesem Frühjahr soll damit Schluss sein.
Anders schaut es z. B. beim Hellweger Anzeiger aus. Dort wurden für den neuen Kunden WR extra zwei neue Stellen geschaffte. Der Anzeiger baut die Seiten um und passt sie dem Layout der WR an. 

3 Kommentare:

volka hat gesagt…

der hellweger anzeiger sollte kein lobendes beispiel sein. wer den laden ein wenig kennt, wüsste, dass die redakteure dort so auf dem zahnfleisch gehen, dass das umbauen nicht mehr drin gewesen wäre, jeder normale mensch braucht halt vier bis sechs stunden schlaf. ein mann zwei seiten ist da völlig normal.

Ruhrperipherie hat gesagt…

@ volka Ja, da hast du recht. Aber in Lüdenscheid gehen die KollegInnen auch recht dolle auf dem Zahnfleisch. Zeigen die Einstellungen beim Hellweger doch, dass bei aller Kritik an dem Verlag, man dort davon ausgeht, dass der Kunde WR nicht schon in diesem Frühjahr wieder verschwindet.

Admin hat gesagt…

Ups und sorry! Hier stand für einige Stunden eine nicht fertige Version online. Da ist was aus den Entwürfen in den öffentlichen Teil gerutscht. Jetzt ist aber die richtige Version zu lesen.